Sampling | Modus | Ausführung | Standardisierung | Literatur

 

Die Forschungsmethode der Befragung definiert sich wie folgt:

„Die Befragung ist eine Methode, bei der Menschen systematisch, nach festgelegten Regeln zu relevanten Merkmalen befragt werden und über diese Merkmale selbst Auskunft geben.” (Scheufele/Engelmann 2009: 119)

Im Folgenden steht die qualitative Befragung im Vordergrund.
Bei qualitativen Befragungen geht es prinzipiell um das Verstehen komplexerer Zusammenhänge. Theoretische Annahmen können anhand von Leitfadeninterviews geprüft werden. Sie werden teilweise auch als Vorstudie zur Theoriengenerierung genutzt, die dann durch quantitative Befragungen in einem größeren Rahmen überprüft werden. Im Gegensatz zur quantitativen Befragung werden nur wenige Menschen befragt, aber mehrere Merkmale geprüft.

 

Sampling der qualitativen Befragung

Das Sampling ist das gezielte Aussuchen der Befragten. Man stellt sich die Frage: „Wer wäre für meine Befragung sinnvoll und könnte mir gezielt antworten?“ Dabei gibt es mehrere Strategien:

Vollerhebung: Befragung der gesamten Gruppe; werden nur bei sehr speziellen Fällen gemacht, weil das mit einem hohen Zeitaufwand verbunden ist.

Beispiel: Befragung der gesamten Journalistik-Studenten an der Katholischen Universität Eichstätt über Mediennutzung.

Auswahl von Fällen nach bestimmten Kriterien: Die Auswahl der Befragten erfolgt nach Kriterien, die die Forschungsfrage vorgibt.

Beispiel: Bei der Studie soll nur die Mediennutzung von weiblichen Journalistik-Studentinnen erhoben werden. Männliche Journalistik-Studenten werden aussortiert.

Schrittweise Auswahlstrategien („theoretical sampling“): z.B. Kriterium der theoretischen Sättigung – Auswahlkriterien sind nicht vorab festgelegt, sondern variabel. Es werden solange neue Befragte interviewt, bis sich die Ergebnisse nicht mehr verändern.

Beispiel: Es werden so viele Menschen für eine Forschungsfrage interviewt, bis man feststellt, dass die Antworten der einzelnen Befragten sich einem bestimmten Ergebnis nähern und das Resultat eindeutig ist.

Gezielte Auswahl nach Kriterien: Befragte werden nach extreme, heterogene, homogene, kritische, theoriebasierte, bestätigende, widerlegende, intensive Fälle ausgesucht

Beispiel: Es werden nur Studenten befragt, die täglich mindestens 10 Stunden Medien konsumieren (extremer Fall).

 

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Modus der qualitativen Befragung

Qualitative Befragungen werden vorzugsweise mündlich durchgeführt, am besten persönlich bei einem Treffen (face-to-face), denn das Sehen ist das wichtigste Element dabei. Deshalb sind bei dieser Art der Befragung auch Skype-Interviews möglich.

Vor- und Nachteile der Face-to-Face-Befragung
positiv negativ
Volle Ausschöpfung, da die Befragten bei einer persönlichen Begegnung dazu neigen, kaum eine Frage auszulassen Hoher Aufwand, da ein Termin vereinbart werden muss und das Interview lange dauern kann
Auch Bilder können zur Unterstützung verwendet werden und die Identität der Zielperson kann eindeutig bestätigt werden Interviewer-Reaktivität: Der Interviewer könnte den Befragten unabsichtlich beeinflussen (z. B. durch sein Aussehen)
Mimik, Gestik und eventuelles Zögern der Befragten können wahrgenommen werden, was für die Ergebnisse der Befragung ausschlaggebend sein kann

 

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Ausführung der qualitativen Befragung

Arten von un-teilstrukturierten Interviews
Leitfadeninterview Gruppeninterview
Anzahl der Befragten Einer Mehrere
Aufgabe des Forschers Befragung Leitung der Diskussion
Ergebnis Fallbezogene Information Infos gehen über die des Forschers hinaus

 

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Standardisierung der qualitativen Befragung

Die Standardisierung gibt an, wie flexibel der Interviewer bei einer Befragung vorgeht. Bei der qualitativen Befragung gibt es drei verschiedene Arten:

Halbstandardisiert: Befragung mit engem Leitfaden: Der Fragenkatalog wird vor dem Interview ausgearbeitet und im Gespräch abgearbeitet. Eventuelle Nachfragen werden ebenfalls im Vornherein ausgearbeitet, sodass man einen konkreten Fragenkatalog mit in das Interview nehmen kann.

Teilstandardisiert: Befragung mit Fragenkatalog: Grobe Fragen werden im Voraus formuliert. Man verlässt sich darauf, dass der Befragte die Fragen selbstständig beantwortet und weitere Nachfragen werden vom Interviewer spontan formuliert.

Offen: Befragung anhand der Forschungsfrage: Dies ist eine sehr freie Form des Interviews. Der Interviewer muss dafür allerdings sehr gut mit dem Thema auskennen, damit eine offene Gesprächsführung möglich ist. Der größte Teil der Fragen des Interviewers entwickeln sich während des Gesprächs und kommen spontan.

Für alle Arten der Standardisierung gilt, dass von der Reihenfolge der Fragen abgewichen werden darf, wenn es nötig ist. Eine strikte Befolgung des Fragenkatalogs kann zu Störung des Gesprächsverlaufs führen.

interview-clipart

 

Literatur

Bortz, Jürgen/Döring, Nicola (1995): Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. Berlin: Springer.

Przyborski, Aglaja/Wohlrab-Sahr, Monika (2014): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. München: Oldenbourg Verlag.

Scheufele, Betram/Ines, Engelmann (2009): Empirische Kommunikationsforschung. Konstanz: UVK-Verl.-Ges.

 

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